12. Berlin Biennale

Mit Ausstellungen, Interventionen und Veranstaltungen bespielt die 12. Berlin Biennale mehrere Orte in der Stadt – darunter in diesem Jahr auch der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin – und erstreckt sich als diskursiver Raum über verschiedene Bereiche der Wissensproduktion.

Mit ihren Ausstellungsorten kartografiert die 12. Berlin Biennale historische Brüche sowie politische und soziale Transformationsprozesse, die in Berlin ihren Anfang nahmen und weit über die Stadt hinauswirken. Vor diesem Hintergrund formulieren die Beiträge zur 12. Berlin Biennale dekoloniale Strategien und Praktiken für die Gegenwart.

Kurator der 12. Berlin Biennale: Kader Attia
Kader Attia blickt auf mehr als zwei Jahrzehnte dekoloniales Engagement zurück. Als Künstler, Denker und Aktivist hat er sich insbesondere mit dem Begriff der Reparatur, zunächst von Objekten und körperlichen Verletzungen und schließlich von individuellen und gesellschaftlichen Traumata, beschäftigt. Die Reparatur hat sich dabei als eine Möglichkeit kulturellen Widerstands erwiesen, als eine Art der Handlungsmacht, die in unterschiedlichen Praktiken und Wissensformen Ausdruck findet. Als Kurator der 12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst macht Kader Attia diesen Ansatz zum Ausgangspunkt eines Programms, das Beitragende und Publikum in eine kritische Debatte involviert und in eine gemeinsame Suche nach Wegen, für das Jetzt Sorge zu tragen.

Ausstellungsorte der 12. Berlin Biennale
Ausstellungsorte der 12. Berlin Biennale sind die Akademie der Künste (Hanseatenweg und Pariser Platz), Dekoloniale Memory Culture in the City, KW Institute for Contemporary Art, Stasi Headquarters. Campus for Democracy und der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin.

Kader Attia sagte: „Ich werde oft gefragt: Was kommt nach dem dekolonialen Denken? Mir geht es jedoch weniger um das, was danach kommt, als vielmehr darum, dass es sich um ein ständiges Gespräch im Hier und Jetzt handelt, um eine Reihe von Reparaturen, die in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft stattfinden.“

Der Kolonialismus wirkt noch lange nach, nachdem die Menschen im globalen Süden ihre politische Unabhängigkeit erlangt haben. Über 500 Jahre koloniales Denken und Handeln haben alle Lebensbereiche geprägt – in den Gesellschaften des Südens ebenso wie in denen des Nordens. Koloniale Gewalt, Faschismus und kapitalistische Ausbeutung bestehen fort, wobei neue Spielarten entstehen. Die Befreiung des Wissens, Denkens und Handelns von kolonialen Mustern ist der Antrieb eines dekolonialen Prozesses, der das Gelernte verlernen und den eigenen Standpunkt kontinuierlich hinterfragen will.

Kader Attia blickt auf mehr als zwei Jahrzehnte dekoloniales Engagement zurück. Als Künstler, Denker und Organisator hat er sich besonders mit dem Begriff der Reparatur befasst – zunächst mit Objekten und körperlichen Verletzungen und anschließend mit individuellen und gesellschaftlichen Traumata. In seiner gesamten Praxis hat sich die Reparatur zu einer Form des kulturellen Widerstands entwickelt, einer Form des Handelns, die sich in verschiedenen Praktiken und Wissensgebieten ausdrückt. Als Kurator der 12. Berlin Biennale macht Attia diese Form der Agentur zum Ausgangspunkt eines Programms, das Mitwirkende und Publikum gleichermaßen in ein kritisches Gespräch darüber einbezieht, wie man sich um das Jetzt kümmert.

Mit der Anerkennung von Kunst als aufwändiger Form der Reparatur entfaltet sich die 12. Berlin Biennale um eine Reihe von Fragen. Wie lässt sich die Dekolonisierung der Kunst denken – von der Restitution geplünderter Güter bis hin zu einer antikolonialen Erinnerungskultur? Welche Rolle können nicht-westliche feministische Bewegungen bei der Wiederaneignung von Geschichte und Identität spielen? Wie hängen Klimakrise und Kolonialismus zusammen, und wie kann der Ressourcenentnahme Widerstand geleistet und einheimisches Wissen anerkannt werden, um Ökosysteme zu erhalten?

Mit Ausstellungen, Interventionen und Events wird die 12. Berlin Biennale verschiedene Orte in der Stadt umspannen und einen diskursiven Raum bieten, der verschiedene Felder der Wissensproduktion überbrückt. Vom 11. Juni bis 18. September 2022 entwickelt sich eine vielstimmige Debatte, die Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen zusammenbringt, um die Welt mit ihren Brüchen und Widersprüchen zu kartieren, Gegenerzählungen zur kolonialen Chronik zu schaffen und gemeinsam neue Formen des Handelns für die Zukunft zu gestalten.